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1996-04-17
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7KB
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137 lines
Dieter Mustermann 01.08.1996
Jan Musterfrau
Fantasiestraße 1
D-67890 Fantasiestadt
Lieber Jan,
kann man auch heute noch mit fast leerem Geldbeutel eine Ferientour machen? Man
kann, wie Du gleich lesen wirst.
Mit ein paar Mark in der Tasche, einem Rucksack auf dem Buckel und mit viel
Unter-
nehmungslust bin ich am vergangenen Mittwoch "losgetrampt". Von Hameln bis Bad
Pyrmont bin ich - nein, nicht marschiert, das wäre geschwindelt. Gleich hinter
der Stadt
hatte ich Glück, daß ein hochfeiner Wagen mit dem berühmten Stern anhielt und
mich
mitnahm. Ich brauchte noch nicht einmal die bekannte Bewegung mit dem Daumen zu
machen. Der Fahrer hielt von selbst an und fragte mich, ob er wohl richtig auf
der Bundesstraße 1 sei. Er war darüber im Zweifel, aber er war richtig. Nach
einer kurzen Aufklärung nahm der freundliche Herr mich bis Bad Pyrmont mit.
Ich habe mir den Kurpark angesehen und all die vornehmen Hotels und nicht
zuletzt die Kurgäste. Ich muß sagen, es gibt viele schöne und schick gekleidete
Frauen dort.
In einem Biergarten habe ich mein Butterbrot verzehrt und so das erste Geld auf
dieser
Tramptour ausgegeben. Aber das Geld liegt wirklich auf der Straße. Als ich
weiter-
wanderte, gegen das Lipper Land zu, stand am Straßenrand ein sportlicher Wagen.
Ei-
ne Dame mit einem Kind stand daneben und betrachtete hilflos das linke
Hinterrad ih-
res Wagens. Siehe da, der Reifen war platt.
"Ach, junger Mann, könnten Sie vielleicht...?" Gewiß, ich konnte. Den
Wagenheber her,
das Rad gelöst, das Reserverad herausgeholt und montiert. Die Dame konnte
weiter-
fahren. Daß ich die zwanzig Mark, die sie mir dafür angeboten hat, dankend
annahm,
kannst Du Dir denken.
Als Anhalter aber hatte ich an diesem Tag kein Glück. Alle Fahrer fuhren stolz
vorbei,
obwohl ich eifrig winkte.
Ich wurde dann bescheidener und fuhr auf einem Bauernwagen mit bis nach
Barntrup.
Es war schon reichlich spät, als wir über das Kopfsteinpflaster des Ortes
polterten. Ich
mußte mich um ein billiges Nachtquartier kümmern. Ich fragte meinen Bauern, und
der
sagte ganz freundlich: "Sie können bei mir überm Pferdestall schlafen. Wenn Sie
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morgen ein bißchen beim Holzsägen helfen wollen, können Sie sich auch noch das
Mittagessen verdienen."
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich mich am nächsten Morgen aus dem
Staub machte, denn arbeiten kann ich auch daheim, dazu bin ich nicht auf
Wander-
schaft gegangen. Von Barntrup bis Lemgo bin ich brav marschiert. Unterwegs habe
ich
sogar zusammen mit einem netten Mädchen gerastet, das mit dem Fahrrad unterwegs
war. Und hier in Lemgo lasse ich mich von meiner Tante Hannelore, einer
Schwester
meiner Mutter, ein bißchen verwöhnen, ehe ich die Heimwanderung antrete.
Eine solche Tour, lieber Jan, wäre auch etwas für Dich. Zunächst aber herzliche
Grüße
für Dich und alle Freunde.
Dein Dieter
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